ackerschön woche 42

nun beginnt die große zeit der „roten“ rüben, obwohl – rot sind sie ja gar nicht alle, auch rot-weiß geringelte chioggia rüben, orange und vereinzelt sogar weiße rüben sind mit dabei. letztere stammen aus eigenen züchtungsbemühungen, wobei sich der süßegehalt der zuckerrüben mit oranger farbe paaren sollte. kratzige schärfe im hals (bei rohgenuss) ist dabei unerwünscht, tritt aber noch vereinzelt an manchen wurzeln auf. falls ihr damit bekanntschaft macht bitte ein auge zudrücken, gut ding braucht weile.

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ackerschön woche 41

väterchen frost hat deutliche spuren hinterlassen, manche blüten und früchte hat er erwischt. das heißt, wie schon vorausgeahnt (große blumenernte, letzte woche) so können wir zu den blumen diese woche fast sagen: eine für alle oder alle für eine? ; – )
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irina’s brief an maman

Liebe Maman,

Alles fing damit an, dass ich an einem Freitag im Servitenviertel von dem leuchtenden Rot frischer Tomaten angezogen wurde. Der junge Mann mit kornblumenblauen Augen sagte, dass man nichts kaufen kann. Wie bitte? Zuerst müsse man sich anmelden. Er war aber trotzdem so nett und hat mir ein paar mitgegeben. Zuhause feierte ich ein Tomatenfest.

Am nächsten Freitag war ich schon im Club. Von einem schönen Paar mit den melodischen Namen Gundel und Peter bekam ich Taschen sowie Erklärungen über die verschiedenen Sorten Gemüse, die es zu holen gab. Zuhause feierte ich ein Erntedankfest.

Am Sonntag folgte ich der Einladung zur Feldvernissage. Das schöne Paar zeigte ihre fruchtbaren Felder. Was für Menschen das sind, möchtest Du wissen? Sie erzählen, dass sie zu zweit im Labyrinth der grauesten und kargesten Betonwüste (sogar da? gerade erst da?) seltene Dahlien gefunden haben. Dahlien, deren offene Blüten sich an Bienen richten und ihnen den Weg zur inneren Süße leicht machen, solche, deren Schönheit vor allem in der Gruppe erstrahlt. Davon haben sie von ihrer Reise viele Samen nach Hause gebracht.

Bis jetzt alles nett, wirst Du Dir denken. Nun haben die drei am nächsten Freitag einen Aufruf zur Hilfe für die Erdäpfelernte gesendet, dem ich gefolgt bin, teils aus Neugier, teils weil Du mich gut erzogen hast. Ha, ha!

Nun – ein grauer Dienstag. Es fing schon damit an, dass ich Frühestmorgens den jungen Mann – namens Lelio – am Westbahnhof treffen musste. Dazu sage ich nur: Die Sonne ging erst auf – wenn man großzügig misst. In Hasendorf angekommen, war alles grau und windig. Zur Motivation bekamen wir Kaffee – mit Sahne, was ich kalorienbewusst sehr vorsichtig kostete. Dann ging es auf den Hügel. Mir wurden Gott sei Dank Handschuhe gegeben, denn bald musste ich – mit meinen feinen Händen – aus der Erde – Erdäpfel holen. Wie das gehen soll, fragst Du Dich? Ja, erstens muss man sich bücken und in der Erde graben, sehr anstrengend und mühsam. Mein Rücken tat weh, meine Fingerkuppen taten weh, meine Beine taten weh. Dazu kommt: Ein Kübel voller Kartoffeln wiegt 15 kg. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich auch kaum, obwohl ich den selbst gefüllt und getragen habe. (Ich wollte zählen, wie oft, habe es aber in meiner Not vergessen.) Als ich dann erleichtert aufatmete, weil wir die zwei oder drei Reihen am Hügel fertig hatten, musste ich dann enttäscht feststellen, dass dies nur der Anfang eines langen Tages im Angesicht der Erde werden sollte. Denn auf dem anderen Acker waren weitere unendlich lange Reihen zu ernten. Zudem fing es auch immer wieder leicht zu regnen an und die feuchte Erde machte die Arbeit nur noch schwieriger. Der einzige Trost war die gelbe Farbe der Erdäpfel, die dann durch die Erdklumpen durchschimmerte. Ich frierte schon sehr und war inzwischen sehr zittrig. Als ich dann nun wirklich gar nicht mehr konnte, mussten wir trotzdem noch zwei weitere Reihen ernten! Mit einem leisen Triumph sagte ich Lelio, dass wir heute wohl viel schaffen, worauf er nur mit den Schultern zuckte. Weitere 28 Reihen seien noch zu bearbeiten. Dieses Wühlen ist wirklich keine Arbeit für eine Dame wie mich, sagte ich mir, um nicht gleich zu weinen.

Dann wurden wir endlich zum Mittagessen gerufen. Auf einem cyanblauen Tisch traten die Farben der verschiedenen Gemüsegerichte nochmal stärker hervor: Es gab violetten Rote Beete Salat, eine ziegelrote Wokpfanne voller rot-gelber Paprikastreifen, dazu weißgrünen Kohlsalat, goldenen Quinoa und orangenfarbenen Kürbis aus dem Ofen. Dazu ein großes Glas mit weißer crème à l’ail. Selbstverständlich wurden alle Gemüsesorten bei ihren richtigen Namen genannt, weil man sie hier mit Du anspricht und mit Vornamen kennt, nicht wie unsereins, für die sie nur flüchtigere Bekannten sind. Es gab wieder Kaffee, wieder mit Sahne. Sahne wird so hoch geschätzt, dass neue geschlagen wird, wenn man sich zu viel genommen hat, stellte ich erfreut fest. Dazu gab es noch Schokoladenkuchen und Lebkuchen aus Aachen, das Printen heißt. Und Apfelbort mit Nüssen, das man wie selbstverständlich mit viel Butter aß. Liebe Maman, ich kann Dir sagen, nach so einem reichen Essen war ich nun wieder vollkommen glücklich und konnte Peter, Gundel und Lelio die Strapazen des Vormittags vollen Herzens verzeihen.

Nachmittags polierten Gundel und ich runde, gelbe Kürbisse für das Kirchenfest – eine Laterne nach der anderen fand ihren Platz in der grünen Kiste. Dann waren wir wieder am Feld, aber Gott hatte Erbarmen mit mir und schickte endlich den ordentlichen Regen, den ich hoffnungsvoll den ganzen Tag ersehnt hatte, so dass ich früher gehen durfte. Endlich Sitzen!

Aus dem Zug betrachtete ich die Wolken, die sich wie in einem Gemälde von Fragonard über den Himmel ausbreiteten. In Wien angekommen, beugte sich schon die Sichel des zunehmenden Mondes über die Station Roßauer Lände.

Kurz und gut: Bitte schick mir Geld für die ÖBB Vorteilskarte.

Liebe Grüße

Irina

ulli’s ackerschön-rückblick

Für mich geht nun zu meinem großen Bedauern ein halbes Jahr Mitarbeit bei Ackerschön zu Ende.
Fernab von Corona-Maßnahmen, durch die ich mich zuletzt schon stark entmenschlicht gefühlt habe (wieviel Trost kann jemand durch eine Umarmung mit Maske erfahren?), konnte ich wieder aufatmen und die ganze Lebendigkeit der Natur erleben. Im Mai ging die Natur noch sehr gemächlich in ein Ausatmen, zu wärmeren Temperaturen und üppigen Wachstum über und nun kann man schon das sich wieder Zurückziehen in die Erde beobachten. Ich konnte die Erde wieder zwischen den Fingern spüren, Gewächshausluft schnuppern, mal zwischendurch eine noch erdige Karotte knabbern, die unendliche Vielfalt und Pracht der Dahlien bestaunen und das Gefühl der Dankbarkeit bei Kartoffel- und Kürbisernte erleben.
Durch die unerschöpfliche Geduld von Gundel und Peter, jede Frage zu beantworten und ihr fast unendliches Fachwissen weiterzugeben, habe ich einiges über Saatgutvermehrung und -züchtung gelernt, habe SEHR viele neue Gemüsesorten kennengelernt und konnte zum ersten Mal in Ausaatschalen ansäen, pikieren und Saatgut gewinnen.
Aber nicht nur der Kopf, auch die Seele hat profitiert durch gute, tiefschürfende philosophische Gespräche, die wir geführt haben.
Die unbedingte Wertschätzung, die Offenheit, das Eingehen auf individuelle Beürfnisse und Wünsche und das aktive Bemühen um eine gute Kommunikation zu den Ernteteilern haben einen sehr lebendigen Hoforganismus geschaffen, wo es ein  ständiges Kommen und Gehen von Helfern aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, einen regen Austausch und viele anregende Gesprächeneben dem Ernten, Jäten und Gemüseputzen gibt.
Ich durfte auf Ackerschön einen anderen Gesellschaftsentwurf leben, der von gelebter Solidarität geprägt war. Da ich mich den Großteil meines Lebens in leistungs- und gewinnorientierten Strukturen bewegt habe,war dieses unmittelbare Erleben für mich eine sehr wertvolle Erfahrung.
Dies alles hat dazu beigetragen, dass diese Zeit zu den besten meines Lebens gehört, obwohl ich an dieser Stelle zugeben muss,dass ich schon allein wegen dem unglaublich guten Essen geblieben wäre. Und es ist nicht einmal besonders zubereitet, meist einfach angedünsdet oder roh geraspelt, deshalb kann ich mir das nur durch die hohe Qualität des Gemüses erklären.
Ein Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben, dass Ackerschön das geworden ist, was wir heute vor uns sehen und möge die Gärtnerei auch in Zukunft so lebendig und offen bleiben!

ackerschöne woche 35

diese woche verging wie in flug, anfangs regnerisch mit kürzeren regenpausen, später zunehmend sonnig und heute schon beinah so trocken, dass wieder pflanzen in die erde gesetzt werden können (geschätzte 30 pflanzkisten oder umgerechnet gut 3000 pflänzchen warten schon schwer), viele kilos beikraut haben wir aus dem feld gezogen, ulli hat fleißig die schafe mit letzterem gefüttert, sie haben wohl noch nie soviel hühnergerste, amaranth, hirse und ähnliches gefuttert, wie in dieser woche. heidrun, ulli und christa waren unermüdlich mit dieser arbeit beschäftigt und haben viele kulturen aus dem wucher befreit. die fotos vom beikraut ziehen werden hier durch die äußerst hübsche gottesanbeterin ersetzt, denn im regengewand gebückte gestalten waren nicht so gut kameragetroffen …
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ackerschön woche 32

die arbeit mit der einachser-handfräse ist einerseits eine absolute erleichterung, aber auch ganz schön maschinenwild, so wunderte es kaum, dass nach einiger zeit eine kröte auftauchte (unverletzt), sich ein wenig in den weg stellte und wie ihre meinung zum besten gab, zumindest schien es so und wir haben uns geeinigt, reihe zu ende und dann schluss für „heut“…

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ackerschöne woche 31

noch immer alle hände voll zu tun, immer in zwiesprache mit dem wetter und dem boden, das beikraut wollte uns fast über den kopf wachsen, doch ein beinahe unermüdlicher einsatz aller ackerschön mitarbeiter*innen konnte dies verhindern. dabei wurde wohl nicht nur einmal die zeit übersehen. der schwung im arbeiten ist natürlich auch vom wetter abhängig und wenn es gerade einigermaßen trocken ist, die beikräuter gut gezogen werden können oder die radhacke zwar mit anstrengung aber gutem erfolg durch die erde fährt wundern wir uns oft über uhr-drehungen, die wir einfach nicht bemerken.

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ackerschön woche 30

vorweg: ein kapitel welches allgegenwärtig ist sind die wetterphänomene. unwetter haben uns gott sei dank bisher verschont, doch die naturgewalten sind uns schon spürbar nahe gerückt mit blitz und donner gleichzeitig, ein gewaltiger krach, gleich hinter unserem stadl steht nun ein baum ohne rinde da. das sind besondere momente, die kraft des natur so hautnah zu spüren.
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ackerschön woche 29

mit regen haben wir schon am samstag gehörig zu tun bekommen und es war bitter nötig, denn pflanzen und tiere hatten es schwer. regnet es richtig, wird es am acker sehr gatschig, dann heißt es ruhiger werden. danach allerdings …
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ackerschöne woche 28

zum knoblauch gäbe es ganze romane der forscherei zu schreiben, hier mal ins bild gefasst, was boden, wasser und herkunft ausmachen können. der knoblauch ist ein gemüse, welches uns wirklich am herzen liegt. inzwischen beschäftigen uns viele sorten, die zum teil aber noch recht unscheinbar sind. viel steckgut wurde sortiert und geordnet, trockengestelle findig von artyom und lelio gebaut und gefüllt.

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ackerschön woche 27

momentan geht es zu bei ackerschön, die tu du listen sind doppelt so lang wie üblich, auch die ergebnisse können sich sehen lassen, denn für ein weilchen sind viele helfer*innen am feld, eigentlich sind wir doppelt besetzt, wir schaffen es auch erstaunlich gut gleichzeitig die liste der zu erledigenden arbeiten mindestens doppelt so lang zu gestalten.
hier zeigt sich ein besonders hübsches exemplar der insektenwelt (foto von viola)
 

ackerschön woche 26

wie so oft liegt eine arbeitsreiche woche mit vielen ereignissen hinter uns. lelio hat die erste etappe der lehrabschlussprüfungen hinter sich, malou lernt noch ausgiebig auf diese zu. in zwei wochen ist es auch bei ihr soweit und hat sie die etappe geschafft ist sie am ziel, ihre ausbildung ist dann zu ende. sprich die beiden sind momentan nicht nur am feld präsent sondern auch lernend tätig.

ackerschön woche 24

ein witziges bild, wie kleine palmen steht der spargelsalat auf dem feld, hier waren die hasen nicht die verursacher, es war lelio, der sich eine neue erntetechnik ausgedacht hat, geht wunderbar von der hand, denn so lassen sich die strünke spielend leicht vom (von hasen angefressenen) blattwerk befreien, in diesem fall stört dies nicht, denn auf den köstlichen strunk haben wir es abgesehen. die harten bereiche ganz unten schälen, weiter oben ist dies nicht nötig, den strunk dann in scheiben oder stücke schneiden und ab in die pfanne oder den topf, spargelsalat eignet sich auch zum rohverzehr, wir lieben ihn gedünstet oder gebraten, mit zuckerschoten kombiniert ein wahres wunderwerk an gaumenfreuden.

ackerschöne woche 23

die zeit des waschens von wurzelgemüse ist vorbei, pflücken ist nun angesagt: erdbeeren, zuckerschoten, kräuter, spargel, schlangenknoblauchsprossen…
es wird also langam wieder bunter. beginnen wir also diesmal mit der ernteliste, bevor wir uns im ausklang auch noch auf etwas tiefschürfendere überlegungen einlassen

e r n t e l i s t e :

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